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Korrespondenten machen Schule

Korrespondenten machen Schule in Sindelfingen

„Frank Ribery strebt Kampfsport-Karriere an“ – Abiturienten lernen, wie man Fake News entlarvt

Google bedienen und nach Nachrichten suchen kann jeder. Doch leider finden sich unter den Onlinenachrichten immer öfter sogenannte Fake News. Wie man solche Falschnachrichten entlarvt, erklärte die SWR-Korrespondentin Sabrina Fritz einer Schulklasse des Gottlieb-Daimler Gymnasiums in Sindelfingen.

Sabrina Fritz hat als ARD-Hörfunkkorrespondentin sechs Jahre aus Washington berichtet, das Land bereist und Weltpolitik erlebt. Dabei hat sie unter anderem von der Präsidentschaftswahl berichtet und weiß wie eine einseitige Berichterstattung die Leserinnen und Leser beeinflussen kann. Zusammen mit der Kindermedienland-Referentin Filiz Tokat will sie Schülerinnen und Schüler in Sachen „Nachrichtenkompetenz“ aufklären. Dafür ist das Projekt „Korrespondenten machen Schule“, das der SWR und das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (LMZ) gemeinsam durchführen, gedacht. Filiz Tokat bereitete als Referentin des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg den Workshop vor und möchte Jugendlichen Werkzeuge an die Hand geben, mit denen sie Nachrichten überprüfen können. „Es kommt darauf an, kritischer zu sein und nicht nur die Überschriften zu lesen“, erklärt die Referentin.

Schüler wollen wissen: Wie arbeiten eigentlich Journalisten?

In kurzen Inputs, Praxisbeispielen und Arbeitsstationen sollen die Schülerinnen und Schüler im Workshop lernen, Wahrheit und Dichtung im Internet auseinanderhalten. Dazu gibt Sabrina Fritz zunächst Einblicke in die Arbeit von Korrespondenten und erläutert wie Journalisten tatsächlich arbeiten. Und was hat Sabrina Fritz vor Ort gemacht, als Präsident Donald Trump eine Mauer bauen wollte? „Wir sind einfach mal an die Grenze gefahren und haben mit den Leuten geredet“, erklärt sie der Klasse. Ob sie Angst haben und ob wirklich so viele Flüchtlinge kommen, hat die Korrespondentin die Leute vor Ort gefragt. Die Schülerinnen und Schüler werden neugierig. Ob es Konkurrenz unter den Journalisten gibt und wie man als Korrespondentin mit den Medien vor Ort zusammenarbeitet, wollen sie wissen. Natürlich kann sie als Korrespondenten nicht jedes Mal zum Ort des Geschehens fahren, erklärt ihnen Sabrina Fritz, weswegen sie sich häufig zuerst über die lokalen Medien informiert.

Mit dem „SWR-Fakefinder“ wird Nachrichtenkompetenz trainiert

Im zweiten Teil des Workshops sollen die Schülerinnen und Schüler an mehreren Stationen ihre Nachrichtenkompetenz prüfen. Wie berichten verschiedene Onlinequellen über die Notstandserklärung von Präsident Trump? Wie unterscheiden sich die Aufmachung und Überschriften verschiedener Zeitungen? Und woran erkennt man Falschnachrichten im Internet? Das sind Fragen, die an den Stationen beantwortet werden müssen. Bei der letzten Übung arbeiteten die Schüler an Tablets mit dem „SWR-Fakefinder“. Im Onlinespiel des SWR erhalten die Schülerinnen und Schüler verschiedene Nachrichten und müssen einschätzen ob sie wahr sind oder nicht. Dabei lernen sie, wie man verschiedene Quellen, das Impressum, sowie die Herkunft von Bildern und Videos überprüft.

Fake News: wenn Flüchtlinge angeblich einen Weihnachtsbaum plündern

Ein Beispiel: Ende 2016 hat eine WhatsApp-Nachricht über eine angebliche „Weihnachtsbaum-Plünderung“ die Runde gemacht. Darin soll zu sehen sein, wie Flüchtlinge in einem Bremer Einkaufszentrum einen Weihnachtsbaum regelrecht auseinandernehmen. Die Schülerinnen und Schüler finden einige Anhaltspunkte dafür, dass die Nachricht falsch ist. Die Auflösung ist verblüffend: Das Videos wurde in einer Shopping-Mall in Kairo bereits Anfang 2016 gedreht als Einheimische den Weihnachtsbaum nach Geschenken durchwühlten, was dort ein traditioneller Brauch ist. An diesem Beispiel zeigt Filiz Tokat auf, wie Flüchtlinge zum Teil bewusst diskreditiert werden und dadurch Fremdenhass gesät wird.

Frank Ribery strebt Kampfsport-Karriere an

Bei der letzten Übung sollten die Schülerinnen und Schüler selber Fake News schreiben und danach die Mitschüler raten lassen, ob die Meldung wahr oder gefälscht ist. Eine der Nachrichten lautete zum Beispiel: „Frank Ribery strebt GMC-Karriere („German Mixed Martial Arts Championship“, Anm. d. Red.) an – Nachdem er bald seine Fußballlaufbahn beendet, möchte er neu als Kampfsportler durchstarten. Dies verkündete der dreißigjährige Franzose bei einem Interview auf Eurosport.“

Schülerin: „Ich habe mich häufig darauf verlassen, dass das stimmt.“

Der zweistündige Workshop hat bei den Schülerinnen und Schülern mächtig Eindruck hinterlassen. „Ich werde jetzt mehr darauf achten, ob das was in der Überschrift steht auch mit dem Text übereinstimmt“ resümiert Vitali. Eine Mitschülerin hatte ein Aha-Erlebnis. „Mir ist um einiges klarer geworden, wo überall Fake News drinstecken. Die von richtigen zu unterscheiden ist gar nicht so einfach“, meint die siebzehnjährige Sarah. „Ich habe mich häufig darauf verlassen, dass das stimmt, was da steht. Heute habe ich gelernt, dass man einfach gründlicher nachrecherchieren muss.“ Der zwanzigjährige Moritz hat schon Erfahrung beim Entlarven von Fake News: „Die Bilderrückwärtssuche kannte ich schon. Dass das auch für Videos funktioniert, war mir aber neu.“

In Zusammenarbeit mit dem SWR bietet das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg unter dem Motto „Korrespondenten machen Schule“ Workshops rund um das Thema Informationskompetenz an. Gedacht sind die Workshops für Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8. Wenn Sie Interesse an einer solchen Veranstaltung an Ihrer Schule haben, melden Sie sich gerne unter beratungsstelle@lmz-bw.de oder 0711 490 963 - 21.