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„Smartphone, Apps & Co.“ an der Grundschule Warmbronn
Was Grundschüler über Smartphones wissen – und was nicht
In Schulranzen von Grundschülern sind heutzutage Smartphones keine Seltenheit mehr. Deswegen bietet das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (LMZ) im Rahmen der Initiative Kindermedienland verstärkt Workshops an Grundschulen an. Denn Grundschüler brauchen beim Umgang mit digitalen Medien Begleitung und Anleitung. Ein Workshop an einer Warmbronner Grundschule zeigt, dass Viertklässler vor manchen Gefahren auf dem „digitalen Schulweg“ noch gewarnt werden müssen.
Die Hälfte aller Grundschulkinder besitzt laut KIM-Studie ein Smartphone oder Handy. Das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (LMZ) bietet im Rahmen der Initiative Kindermedienland verstärkt Workshops an Grundschulen an. Zur Wahl stehen „Erste Schritte im Netz – Surfschein“, „Cybermobbing“ oder „Smartphones, Apps & Co.“
Wir haben die LMZ-Referentin Gabriella Parditka an eine Grundschule in Warmbronn begleitet, an der sie über das Thema „Smartphone, Apps & Co.“ gesprochen hat. Beim anfänglichen Kennlern-Spiel, wollte Gabriella Parditka unter anderem wissen, wer ein Smartphone hat. Die Schülerinnen und Schüler mussten sich je nach Antwort links oder rechts im Klassenzimmer bei „Ja“ oder „Nein“ aufstellen. Das Ergebnis: drei Viertel der Schüler/innen haben bereits ein Smartphone und kennen die Messenger-App WhatsApp. Ähnlich populär ist der Instagram-Messenger, den mehr als zwei Drittel der Klasse kennen.
Was tun bei Beleidigungen? „Das Konto löschen reicht nicht!“
Fünf Schülerinnen und Schüler kennen bereits Fälle von Cybermobbing in ihren WhatsApp-Gruppen. Ein älterer Schüler hatte wiederholt andere in der Gruppe heftig beleidigt. Wie die Schüler da reagiert haben, will die Referentin wissen. „Wir haben dem Administrator der WhatsApp-Gruppe gesagt, dass er ihn rauschmeißen soll“ erzählt eine Schülern. Gabriella Parditka fragt nach, ob die Schüler/innen wissen wie man sich technisch gegen Beleidigungen wehren kann. Eine Viertklässlerin hat eine Antwort parat: „Ich habe dann den Kontakt von der Freundin gelöscht“ erzählt sie stolz. Gabriella Parditka erläutert anhand diese Falles, dass das Löschen des Kontaktes noch durch anderes ergänzt werden sollte. Anhand ihres eigenem WhatsApp-Profil zeigt sie der Klasse, wo die Funktion zum Blockieren einer Person versteckt ist. „Dann kann der euch nichts Böses mehr schreiben“, erklärt sie.
Eltern kontrollieren die Profile und installieren Schutzsoftware
Einige Antworten der Viertklässler lassen vermuten, dass viele der Eltern bereits die Smartphone-Nutzung ihrer Kinder genauer unter die Lupe nehmen. „Meine Mutter ist alle Profile in Instagram durchgegangen und hat die Profile mit Nacktbildern gelöscht“ berichtet eine achtjährige Schülerin. Auch ihr Profilbild, auf dem sie nur mit Sonnenbrille erkennbar war, musste die Schülerin auf Wunsch der Mutter entfernen. Andere Eltern sind noch einen Schritt weitergegangen und haben auf den Handys ihrer Kinder eine Jugendschutzsoftware installiert, die die Smartphone-Nutzung eingrenzen soll. „Meine Eltern haben mir eine Sperre eingerichtet. Nach dem Schlafengehen erscheint auf dem Handy nur noch eine Sanduhr“ berichtet ein Schüler. Der Versuch einer älteren Schwester, diese technische Sperre auszuhebeln, schlug bereits fehl. „Meine Schwester hat irgendwie den Code rausbekommen. Mein Mutter hat dann aber eine Nachricht bekommen, als wir die Sperrung aufheben wollten“, erzählt eine der Schülerinnen.
Bei mehr als der Hälfte der Kinder wurden zuhause Smartphone-Regeln aufgestellt
Besonders häufig berichten die Schülerinnen und Schülern davon, dass ihre Eltern strikte Regeln aufgestellt haben, was die Smartphone-Nutzung angeht. „Auf meinem Handy ist eine Zeitsperre und am Tisch sind die Smartphones verboten“ oder „abends muss ich mein Smartphone immer ausschalten.“ So lauten einige der Aussagen. Eine Schülerin verrät zu der Kein-Handy-am-Tisch-Regel ein amüsantes Detail: „Mein Bruder und ich sagen meinen Eltern dann auch immer, dass sie ihr Handy weglegen sollen!“.
Auf den hohen Anteil an Smartphone-bewussten Eltern angesprochen, hat die Klassenlehrerin Erna Lukas eine interessante Erklärung parat. „Unter den Eltern ist eine Mutter dabei, die im Bereich ‚Werbung‘ arbeitet und sich richtig gut mit Smartphones auskennt“ berichtet die Klassenlehrerin. Sie hat beobachten können, dass sich die Eltern regelmäßig darüber austauschen, was die Kinder mit den Smartphones machen und wie man die Smartphone-Nutzung technisch eingrenzen kann.
Kettenbriefe: Wird mein WhatsApp gold und ist Momo echt?
Die letzte Stunde des Workshops hat Gabriella Parditka dem Thema „Kettenbriefe“ vorbehalten. Bei Kettenbriefen handelt es sich um Messenger- Nachrichten, die nach dem Schneeballprinzip meistens Irreführendes, Verstörendes oder sogar Computerviren verbreiten. Die Referentin möchte den Kindern erklären, dass es in ihrer Jugend auch schon Kettenbriefe gab – nur, dass die mit echten Briefen und nicht wie heutzutage per Messenger verschickt wurden. Damals wie heute werden mit Kettenbriefen in kürzester Zeit eine Vielzahl an Menschen erreicht. Nur haben die meisten digitalen Kettenbriefe eines gemeinsam – dass es sich um Falschnachrichten handelt.
Viele der Vierklässler haben bereits Erfahrungen mit Kettenbriefen gemacht. „In einer Nachricht stand z.B., „dass mein Whatsapp gold wird, wenn ich es weiterleite“ berichtet eine Schülerin. Mehrere Schülerinnen und Schüler melden sich und erzählen, dass sie diese Nachricht ebenfalls kennen und dass WhatsApp angeblich wirklich die Farbe geändert hat. Gabriella Parditka erklärt den Viertklässlern, dass es sich bei dieser Meldung um eine Falschnachricht handelt und „dass der Text höchstwahrscheinlich mit einen Computervirus verlinkt war“ so die Referentin.
Schülerin: „Ich habe mal ein Bild bekommen, danach habe ich das Smartphone gegen die Wand geschmissen.“
Aber auch Nachrichten mit verstörenden oder gruseligen Inhalten sind bereits schon auf den Smartphones der Grundschüler gelandet. „Ich habe mal ein Bild bekommen, danach habe ich das Smartphone gegen die Wand geschmissen. Meinem Vater habe ich gesagt, er soll sofort das Bild wegmachen. Vor Angst habe ich drei Wochen lang mein Handy nicht mehr angefasst,“ erzählt eine der Schülerinnen. Gruselige Kettenbriefe scheinen in der Grundschule kein Einzelfall zu sein. Ein Junge berichtet, dass er bereit ein Foto von einem Mann mit einem Messer im Bauch erhalten habe. Viele Schülerinnen und Schüler melden sich und wollen ihre Erfahrungen loswerden. Die Referentin hat für die Viertklässler einfache und praktische Tipps parat:
- „Wenn ihr so eine Nachricht bekommt, sagt: Stopp. Ich schicke das nicht weiter.“
- „Holt euch Hilfe, sagt euren Eltern Bescheid.“
- „Stellt euch vor ihr liegt im Bett liegt, es ist dunkel und ihr erhaltet so eine Nachricht. Dann ist der Gruseleffekt viel stärker. Lest so etwas niemals nachts.“
Die Reaktionen der Kinder zeigen, dass problematische Inhalte in WhatsApp-Chats bereits in der Grundschule die Runde machen. Umso besser, dass bereits viele der Warmbronner Eltern ein Auge auf die Geräte der Kinder haben und klare Regeln aufstellen. Genau hier setzt auch die Initiative Kindermedienland an – Eltern und Erziehende dabei zu unterstützen, um die Nutzung der digitalen Geräte anzuleiten und zu begleiten.
Das Landesmedienzentrum bietet deshalb Eltern und Lehrkräften mit seiner Medienpädagogischen Beratungsstelle Rat und Unterstützung zum pädagogischen Jugendmedienschutz an. Dazu zählen auch Tipps, wie man in der Familie mit WhatsApp oder Spielekonsolen umgeht. Sie ist montags, mittwochs, donnerstags von 8 bis 17 Uhr, dienstags von 8 bis 19 Uhr sowie freitags von 8 bis 15 Uhr erreichbar: unter 0711 490 963 – 21.
Der Workshop an der Warmbronner Grundschule wurde im Rahmen des Kindermedienland-Programmes „101 Schulen“ durchgeführt. Um Jugendlichen und Eltern beim sinnvollen Umgang mit Medien zu unterstützen, bietet das Programm 101 Schulen verschiedene Veranstaltungsformate an. Die einzelnen Veranstaltungen haben unterschiedliche Praxisanteile, wobei die Veranstaltungen für Schülerinnen und Schüler grundsätzlich praxisorientiert angelegt sind. Die Workshops werden an alle Schularten, Klassenstufen und Zielgruppen, bei Bedarf mit internationalen oder inklusiven Settings, angepasst, sodass die für die Schülerinnen und Schüler interessantesten Aspekte der Themengebiete im Vordergrund stehen.
Die Landesregierung setzt sich mit der Initiative „Kindermedienland Baden-Württemberg“ unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Winfried Kretschmann dafür ein, die Medienkompetenz von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im Land zu stärken. Mit dem „Kindermedienland Baden-Württemberg“ werden zahlreiche Projekte, Aktivitäten und Akteure im Land gebündelt, vernetzt und durch feste Unterstützungsangebote ergänzt. So wird eine breite öffentliche Aufmerksamkeit für die Themen Medienbildung und -erziehung geschaffen. Träger und Medienpartner der Initiative sind die Landesanstalt für Kommunikation (LFK), der Südwestrundfunk (SWR), das Landesmedienzentrum (LMZ), die MFG Baden-Württemberg, die Aktion Jugendschutz (ajs) und der Verband Südwestdeutscher Zeitungsverleger (VSZV).